Vom Schweizer Soldatenmesser zur Weltmarke
An der 99. Delegiertenversammlung von swissPersona gab Carl Elsener, CEO Victorinox AG, Einblick in die eindrückliche Geschichte von Victorinox.
Beat Wenzinger
Redaktor swissPersona
Die Anfänge
1884 eröffnete Karl Elsener eine Messerschmiedewerkstatt in Ibach-Schwyz. 1890 kam ihm zu Ohren, dass die Schweizer Armee ein Messer einführen möchte. Um gegen die dampfbetriebene Messerindustrie aus Deutschland konkurrenzfähig zu sein, gründete Elsener den Verband Schweizerischer Messerschmiedemeister. Dies ermöglichte 1891 die erste grosse Messerlieferung an die Schweizer Armee. Das Messer war etwas schwer und klobig. So entwickelte der Firmengründer ein kleineres, leichteres und eleganteres Messer mit zusätzlichen Funktionen. Dieses neue Model wurde 1897 als Schweizer Offiziers- und Sportmesser gesetzlich geschützt. 1909 bekam das Unternehmen einen neuen Namen: Victoria – dies in Gedenken an Elseners Mutter, welche ihren Sohn in den Anfangsjahren tatkräftig unterstützte. Das bekannte Emblem mit Kreuz und Schild wurde ebenfalls in diesem Jahr gesetzlich geschützt und ist heute in über 120 Ländern als Markenzeichen eingetragen.
Neue Wortmarke
1921 wurde aus dem Namen «Victoria» «Victorinox». Dies ist der Erfindung des rostfreien Stahls zu verdanken. Inox ist weltweit die Bezeichnung für rostfreien Stahl. Durch die Kombination von «Victoria» und «Inox» entstand der neue Markenname «Victorinox». 1979 wurde die Einzelfirma «Messerfabrik Carl Elsener» in das Familienunternehmen «Victorinox AG» umgewandelt.
Erfolgreicher Ausbau
Der grosse Erfolg der Sackmesser motivierte das Unternehmen weitere Produkte unter der Marke «Victorinox» ins Sortiment aufzunehmen. 1989 nahm die Firma Uhren ins Angebot auf. Dies führte zu einem schnellen Erfolg: «Das Vertrauen in die Marke wurde auf die Uhren übertragen», führte Carl Elsener aus. 1999 kam die Reisegepäck-Serie dazu und mit der Übernahme des traditionsreichen Schweizer Messer- und Uhrenherstellers Wenger SA im Jahre 2005 kam die Sparte Parfums ins Sortiment. Mit 35 Prozent Umsatzanteil stellen die Taschenmesser noch heute das Kernprodukt dar. Die Haushalt- und Berufsmesser kommen auf 25 Prozent, die Uhren auf 15 Prozent, das Reisegepäck auf 22 Prozent und die Parfums auf 3 Prozent. Die Messer werden in Ibach-Schwyz und die Uhren in Delémont hergestellt.
Vier Säulen des Erfolgs
Carl Elsener erläuterte, dass der Erfolg des Unternehmens auf vier Säulen aufbaut: Mitarbeitende, Kunden, Produkte, Marke. «Hinter jedem Erfolg sind Menschen», sagte Elsener zum Erfolgsfaktor Mitarbeitende. Bei Victorinox werden die Mitarbeitenden für überdurchschnittliche Leistungen gefordert und gefördert. Zum Faktor Kunden sagte er: «Ohne zufriedene Kunden gibt es keinen langfristigen Erfolg, und dazu braucht es das ganze Unternehmen». Victorinox setzt auf qualitativ hochstehende Produkte mit hoher Funktionalität, einer grossen Eigenständigkeit und einem «starken» Design. Als letzter Punkt führt Elsener die Markenpflege auf.
Geld bleibt in der Firma
Das erwirtschaftete Geld bleibt in der Firma: «Kein Franken Dividende wurde seit 1980 für die Eigner aus der Firma genommen», erläuterte Carl Elsener. 1994 wurde die «Carl und Elise Elsener-Gut Stiftung» gegründet. Die Stiftung unterstützt wohltätige Projekte in der Schweiz und im Ausland. Sechs Jahre später wurde die «Victorinox Stiftung» gegründet. Diese hält 90 Prozent des Aktienkapitals der Victorinox AG. Die restlichen zehn Prozent sind im Besitz der gemeinnützigen «Carl und Elise Elsener-Gut Stiftung». ■ (Bild Beat Wenzinger)