«Man muss Menschen mögen»
Seit 20 Jahren engagiert sich Urs Stettler im Zentralvorstand von swissPersona. Daneben ist er noch Präsident der beiden Sektionen Berner Mittelland und Lyss, Geschäftsleitungsmitglied und Mitglied des Werbeteams. In einem Interview gibt er Einblick in sein Wirken.
Interview Beat Wenzinger
Redaktor swissPersona
Redaktion: Hast du ein Motto für deine Verbandsarbeit?
Urs Stettler: «Man muss Menschen mögen». Dieser Slogan passt für mich im Privaten wie auch bei der Verbandsarbeit.
Wie und wann hast du erstmals von swissPersona gehört?
Im Dezember 1990, als ich im Zeughaus Lyss meine Bundeslaufbahn gestartet habe.
Wie bist du swissPersona-Mitglied geworden?
Man hat mir kurz nach meinem Stellenantritt im Zeughaus Lyss eines Morgens mitgeteilt, dass ich mich im Ersatzteillager melden soll. Dort wurde ich durch das leider verstorbene Ehrenmitglied Rudolf Möri empfangen. Er sagte mir, die Dokumente – unter anderem die Beitrittserklärung – seien bereits ausgefüllt, ich müsse nur noch unterschreiben. Ab diesem Zeitpunkt war ich Mitglied der Sektion Lyss.
Was hat dich motiviert im Zentralvorstand mitzuwirken?
Im Jahr 1997 erhielt ich einen Telefonanruf von Hanspeter Gobeli aus Wangen an der Aare, damals Zentralvorstandsmitglied in der Funktion als Regionalvertreter Berner Mittelland. Er teilte mir mit, dass er auf das Jahr 1999 demissionieren werde und er mich gerne als Nachfolger vorschlagen würde. Ich fühlte mich geehrt. Sich mit Verordnungen zu befassen, Problemen von Mitgliedern anzunehmen und Verantwortung für eine Region zu übernehmen haben mich dazu veranlasst, der Anfrage zuzusagen.
Hat sich die Verbandsarbeit in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Früherer hatte fast jeder Betrieb eigene Weisungen. Dies, obschon es ja eigentlich Weisungen gab, die für alle Betriebe ihre Gültigkeit hatten. Es kam somit öfters vor, dass mich Mitglieder kontaktierten, die sich ungerecht behandelt fühlten. Nach Rückfragen beim Personaldienst in Bern wurde immer auf die Hauptweisung hingewiesen. Dies kam beim Personaldienst und der Führung der Betriebe nicht gut an und die Verbände wurden als Verhandlungspartner nicht anerkannt. Heute sind wir ein anerkannter Personalverband. Unserer Arbeit und Mithilfe wird in allen Gremien, wo wir mitarbeiten dürfen, sehr geschätzt. Man hat es verstanden, dass die Verbände ein sehr wichtiger Partner sind.
Welchen Erfolg von swissPersona würdest du seit deinem Mitwirken im Zentralvorstand als den Wichtigsten werten?
Ich durfte wesentlich dazu beitragen, dass ein Mitglied der Sektion Lyss in den wohlverdienten Ruhestand übertreten durfte. Sein Gesundheitszustand erlaubte es ihm nicht mehr, seine schwere Arbeit auszuführen. Nach eingehenden Gesprächen konnte er mit 61 Jahren und einem angemessenen Salär in die Pension übertreten. Die grosse Dankbarkeit dieses Mitglieds hat mich sehr berührt.
Nicht immer erreicht der Verband die gesteckten Ziele und muss auch mal eine Niederlage einstecken. Was motiviert dich in diesen Momenten weiter zu machen?
Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Ich komme vom Sport und habe schon früh gelernt mit Niederlagen umzugehen. Ich analysiere diese und versuche das Beste daraus zu machen. Bei gewissen Entscheiden ist man machtlos, und gleichwohl gibt es immer wieder einen Weg, wie es weitergehen kann. Genau dies herauszufinden, motiviert mich jeweils nach einer «Niederlage» weiter zu machen.
Welcher Teil der Arbeit im Verband bereitet dir besondere Freude?
Gespräche mit Mitgliedern und Persönlichkeiten zu führen, Sitzungen zu planen und diese auch zu leiten. Auch die Beantwortung von Fragen der Mitglieder ist sehr spannend.
Welche Verbandsarbeit fällt dir schwer?
Eindeutig die Mitgliederwerbung. Man versucht immer das Beste und wird immer wieder enttäuscht. Enttäuscht in diesem Sinne, dass von unserer Verbandsarbeit und den erreichten Zielen auch die «Trittbrettfahrer» – also Personen, die in keinem Verband Mitglied sind – profitieren, ohne dass diese zu einem Beitritt motiviert werden können. So bekomme ich oft zu hören: «Warum soll ich einem Verband beitreten? Ich kann ja als Nichtmitglied von allem profitieren». Dies verletzt mich jeweils sehr.
Welches sind aktuell die grössten Herausforderungen, die der Verband zu meistern hat?
Es ist wichtig, dass wir an der Betreuung der Mitglieder als oberstes Ziel festhalten. Dazu gehört, dass wir weiterhin in den verschiedenen Organen mitarbeiten dürfen. Dies wiederum setzt eine Gewisse Grösse des Verbandes voraus. Deshalb ist es äusserst wichtig, dass der Mitgliederbestand nicht weiter sinkt.
Was bereitet dir am meisten Sorgen?
Ich habe es bereits erwähnt, es ist der Mitgliederbestand, welcher nicht weiter sinken sollte. Mit ihm steht oder fällt ein Verband.
Der jungen Generation wird ja immer unterstellt, sie engagiere sich zu wenig – zum Beispiel in den Vorständen von Verbänden und Vereinen. Warum soll ein junges swissPersona-Mitglied über die Mitgliedschaft hinaus sich in einem Vorstand (Sektion) mitwirken?
Das Mitglied muss wissen, dass es einen Vorstand braucht und worin die Aufgaben und Pflichten bestehen. Viele haben schlichtweg Angst, sie könnten die Anforderungen nicht erfüllen. Man muss einem Mitglied das Vertrauen schenken, Verantwortung übernehmen zu dürfen. Dazu gehört auch eine optimale Betreuung. Die immer wieder erhaltene Antwort: «Ich habe keine Zeit», erachte ich als eine billige Ausrede.
Dein Wunsch an die Mitglieder?
Helft mit, neue Mitglieder zu rekrutieren! Besucht unsere Anlässe und Versammlungen! Meldet euch, wenn euch der Schuh drückt oder ihr etwas loswerden wollt!
Dein Wunsch an den Zentralvorstand?
Wir pflegen ein angenehmes Zusammenarbeiten, sind lösungsorientiert und man respektiert einander. In diesem Sinne möchte ich weiterarbeiten.
Dein Wunsch an die Betriebe und den Arbeitgeber?
An der bestehenden Zusammenarbeit festhalten. Betrachtet uns als Partner und nicht als Störenfried.
Die Verbandsarbeit ist oft «Knochenarbeit». Wie erholst du dich in deiner Freizeit?
Mich in der Natur bewegen, ist es für mich die grösste Erholung. Dazu gehören unter anderem Gartenarbeiten, Spaziergänge, Velofahren und ein gutes Glas Wein.
Wie lange wirst du deine Funktion im Zentralvorstand noch ausüben?
Ich werde dieses Jahr 60 Jahre jung. Geplant ist, wenn es mit der Gesundheit stimmt und mir meine Tätigkeit am Arbeitsplatz weiterhin Freude macht, mit 64 Jahren in die Pension zu gehen. Ich habe meinen Rücktritt aus dem Zentralvorstand auf das Jahr 2024 festgelegt.
Im nächsten Jahr kann swissPersona den 100. Geburtstag feiern. Was wünscht du dem Verband zum Jubiläum und für die nächsten Jahre?
Ich wünsche dem Verband ein gutes Gedeihen und dass man alle Chargen im Zentralvorstand, in der Geschäftsleitung und den Sektionen besetzen kann. Wir sind es unseren Vorgängern schuldig, dass wir an ihrem Erreichten festhalten und versuchen weiterhin das Beste zu geben. ■ (Bild Beat Wenzinger)