Jahre der Bewährung
Mit der Beendigung des Vollmachten-Regimes des Bundesrats wurden ab 1946 nach und nach die Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs liquidiert. Für die Politik war erneut «Normalbetrieb» angesagt. Nicht so für den PV EMD und die übrigen Personalverbände: Der Kampf für bessere Anstellungsverhältnisse begann.
Hans-Ulrich Büschi
swissPersona Ehrenzentralpräsident
Dieser Kampf war langwierig und erforderte einen langen Atem. Auf Erfolge folgten immer wieder Rückschläge, vorab im Bereich des EMD, dessen Anliegen nicht selten infrage gestellt wurden, in materieller, aber auch in Hinsicht auf die Einsatzdoktrin der Armee.
Nicht zuletzt dank der ausgezeichneten wirtschaftlichen Entwicklung brachten die Nachkriegsjahre echte sozialpolitische und arbeitsrechtliche Fortschritte, darunter die AHV, die 1948 endlich rechtskräftig wurde. Die Einführung der IV und der Erwerbsersatzordnung EO im Jahr 1960 steht für eine weitere Verstärkung des sozialen Netzwerks der Schweiz.
Auf Erfolgskurs
Eine von den Stimmberechtigten 1949 gutgeheissene Revision des Beamtengesetzes brachte die von den Personalverbänden seit langem geforderten Verbesserungen der Anstellungsverhältnisse des Bundespersonals. Als Erfolge zu verzeichnen waren ferner die etappenweise realisierte Verbeamtung des gesamten EMD-Personals sowie die neue Instruktorenordnung mit der Anerkennung des Status der Instruktionsunteroffiziere.
Ebenfalls auf der positiven Seite der personalpolitischen Bilanz stehen die Einführung der 46- beziehungsweise 44-Stunden-Woche in den Bundesbetrieben und der generellen 5-Tage-Woche in der ganzen Bundesverwaltung sowie eine neue Ämterklassifikation. Diese stellte im Urteil des früheren Zentralsekretärs Albert Bär einen «Markstein in der Entwicklungsgeschichte des Anstellungsrechtes» dar. Mit der umfassenden Besoldungsreform von 1969 wird das insgesamt positive Bild dieses Zeitabschnitts abgerundet.
Kritischer Souverän
Als Rückschlag stehen unter anderem die negativen Volksabstimmungen über die Rüstungsfinanzierungs-Vorlagen im Jahr 1952 in der Verbandschronik. Sie nötigten zu einschneidenden Abstrichen beim EMD-Budget und führten zu einem empfindlichen Personalabbau. Bundesrat und Parlament wollten das mit 1,46 Milliarden Franken schwere Rüstungsprogramm mit einem Zuschlag zur damaligen Wehrsteuer und einer neuen Getränkesteuer finanzieren. Als Alternative schlug die SPS ein «Friedensopfer» in Form einer Vermögensabgabe vor.
Beide Vorhaben fanden keine Gnade vor dem Souverän, was angesichts der damaligen internationalen Lage und der Stimmung im Land einigermassen erstaunt. Noch erstaunlicher war eine Initiative zur Halbierung der Militärausgaben, die jedoch vom Parlament als ungültig erklärt wurde.
Kalter Krieg
Damals herrschte Krieg – zwar nur ein «kalter». Er hatte mit der Zündung der ersten sowjetischen Atombombe 1949 begonnen. Mit der Detonation der amerikanischen Wasserstoffbombe 1951, der 1953 ein sowjetisches Pendant folgte, wurde das Zeitalter des atomaren Gleichgewichts mit der gegenseitigen Abschreckung eingeläutet.
Daneben markierten regionale Stellvertreterkriege das internationale Geschehen, so in Korea (1950–53) und in Indochina (1946–54) beziehungsweise Vietnam (1955–1975) sowie knapp an Waffengängen vorbeischrammende Krisen in Berlin 1948, Ungarn 1956, Kuba 1962 und der Tschechoslowakei 1968. Kurz: Die Welt glich zeitweise einem Dampfkochtopf, dessen Überdruckventil von höchst zweifelhafter Qualität war. Erst der Abschluss des Atomsperrvertrags, dem die Schweiz 1969 beitrat, vermochte die Spannungen zu entschärfen.
Geistige Landesverteidigung und Antikommunismus
Die explosive internationale Gemengelage fand naturgemäss ihren Niederschlag im Fühlen, Denken und Handeln der Schweizer Bevölkerung. Diese Zeitspanne war gekennzeichnet einerseits durch das Wiedererstarken einer vom Réduit-Gedanken mitgeprägten Widerstandshaltung. Sie manifestierte sich in Form der sogenannten «Geistigen Landesverteidigung» auf vielfältige Weise und wurde an der Expo 1964 in Lausanne als Igel-Pavillon sicht- und erlebbar.
Andererseits gewann ein manchmal beinahe militanter Antikommunismus an Boden, namentlich nach dem Einmarsch sowjetischer Panzer in Ungarn 1956 und der Niederschlagung des «Prager Frühlings» durch die Warschaupakt-Truppen 1968. Gleichzeitig fanden wachsende fremdenfeindliche Tendenzen in der ersten Antiüberfremdungsinitiative ihren Ausdruck.
Aufrüstung mit Nebengeräuschen
Der Ungarn-Aufstand und dessen brutale Unterdrückung durch die UdSSR sorgten für die entscheidende Wende in der Haltung der Öffentlichkeit zur Armee. Sie fand ihren Niederschlag in der Truppenordnung 1961, die sich an der Bewegungsdoktrin der NATO orientierte. Die Folge war die Aufrüstung der mechanisierten Truppen und der Flugwaffe. Diese verlief alles andere als problemlos: Die Beschaffung der Mirage-Kampfflugzeuge wurde zum finanziellen Desaster mit parlamentarischem Nachspiel. Und die in Eigenregie produzierten Schweizer Panzer 61/68 entpuppten sich als nicht voll einsatztauglich.
Zwar profitierten sowohl die Rüstungsbetriebe des Bundes als auch die Privatwirtschaft von den Armeeaufträgen. Doch Mitte der 60er Jahre machten sich bei der K+W Thun und der W+F Bern erneut strukturelle Probleme bemerkbar, die erst mit der EMD-Reorganisation und der Schaffung der Gruppe für Rüstungsdienste GRD beseitigt wurden.
Engagement für die Berittenen
Mit der Modernisierung der Armee kamen die Kavallerie und die mit ihnen verbundenen Infrastrukturen unter Druck. 1951 wurde die Pferderegieanstalt Thun aufgehoben. Im Gefolge der Armee 61 ging es um die Substanz der berittenen Truppen insgesamt, für deren Belange sich der Verband mit grossem Engagement einsetzte. Die Kavallerie wurde 1972 abgeschafft.
Das Pferd beziehungsweise die damalige EMPFA blieben aber noch während Jahren auf der Tagesordnung des PV EMD. Dieser firmierte seit der Delegiertenversammlung 1950 als «Schweizerischer Militärpersonal-Verband SMPV» – nicht zuletzt auf Wunsch des EMD, das sich immer wieder über fehlgeleitete Postsendungen beschwert hatte! ■ (Die Beschaffung der Mirage III mündete in ein Finanzdebakel, das als «Mirage-Affäre» in Erinnerung bleibt. (Bild Bibliothek am Guisanplatz, MPK V-1124)