«Ich durfte in all diesen Jahren einen äusserts interessanten Job ausüben»
Beat Grossrieder übergab an der swissPersona Delegiertenversammlung vom 21. April 2023 sein Amt als Zentralsekretär an Etienne Bernard. Zehn Jahre lang setzte er sich mit viel Herzblut für die Anliegen der Mitglieder ein. In einem Interview blickt er zurück auf eine intensive Zeit – als neu gewählter Zentralvizepräsident engagiert er sich weiter im Verband.
Interview Beat Wenzinger
Redaktor swissPersona
Redaktion: Lieber Beat, wie ist deine Gefühlslage nachdem du dein Amt vor fast zwei Monaten an Etienne Bernard übergeben hast – und wie ist die Übergabe verlaufen?
Beat Grossrieder: Ich durfte in all diesen Jahren einen äusserts interessanten Job ausüben, in dem ich mit vielen sehr interessanten Menschen Kontakte pflegen durfte, was auch eine grosse Bereicherung war. Trotzdem tut es gut etwas Verantwortung abtreten zu können, was sich auch wirklich gut anfühlt. Dies vor allem auch im Wissen, dass ich mein Amt einem guten und erfahrenen Nachfolger übergeben konnte. Die Übergabe ist dank dem, dass ich mit Etienne Bernard schon seit Jahren sehr eng zusammenarbeiten konnte, aus meiner Sicht, fliessend und reibungslos abgelaufen.
In deinem letzten Jahresbericht hast du in einer Zusammenfassung (siehe Beitrag in Januarzeitung 2023, Seite 4) auf die wichtigsten Geschäfte deines zehnjährigen Wirkens als Zentralsekretär zurückgeblickt. Sehr viele Geschäfte konnten in dieser Zeit erfolgreich abgeschlossen werden. Doch es gab auch Niederlagen. Welche hat dich am tiefsten getroffen?
Sicher war dies die Erhöhung des Pensionierungsalter der besonderen Personalkategorien, also somit auch des militärischen Personals, nicht so verlaufen, wie ich mir dies gewünscht hätte. Man konnte zwar grosszügige Übergangsfristen und Abgeltungen wie zusätzliche Kompensationstage aushandeln. Längerfristig ist das Grundproblem aber nicht gelöst, da an der Ausbildungsfront das Alter doch eine wesentliche Rolle spielt und zukünftig definitiv zu wenig Zweitverwendungsstellen zur Verfügung stehen werden. Auch die Besitzstandswahrung der über 55-Jährigen bei unverschuldeter Versetzung auf eine tieferbewertete Stelle dürfte bei zukünftigen Reorganisationen zu echten Problemen führen.
Auf der anderen Seite der «Medaille» stehen die Erfolge. Welcher Erfolg hat dich am meisten gefreut?
Alle Erfolge freuten mich, weil doch jeder einzelne für die verschiedenen Personen und Personalkategorien von differenzierter Bedeutung und Wichtigkeit war. Ein wichtiges Anliegen war mir jedoch seit Jahren die Besserstellung des Unteroffizierskorps und der Erhalt der Militärversicherung.
Wir leben weiterhin in sehr unsicheren Zeiten. Worin siehst du verbandsintern und seitens der Arbeitgeber, welche wir vertreten, die grössten Herausforderungen in den nächsten Jahren?
Ich denke die Finanzlage und die permanenten Attacken aus verschiedenen Kreisen auf das Bundespersonal wird uns sehr zu schaffen geben. Der über Jahre unbestrittene Teuerungsausgleich – und damit auch die Anpassung der Renten – wird als wichtiger Faktor zur Erhaltung der Kaufkraft für Aktive und Pensionierte eine grosse Herausforderung für die Personalverbände sein.
Verbandsintern wird eine der Hauptaufgaben bei der Personalgewinnung und dem Mitgliederschwund liegen. Dies liegt natürlich im direkten Zusammenhang mit den Finanzen und den Mitgliederbeiträgen, welche über zehn Jahre nicht mehr angepasst werden mussten.
Erfreulicherweise bleibst du als frisch gewählter Zentralvizepräsident/Zentralsekretär Stellvertretung dem Verband erhalten. Das Amt des Zentralvizepräsidenten wurde mit zusätzlichen Aufgaben versehen (Zentralsekretär Stellvertretung). Wie interpretierst du deine neue Aufgabe?
Diese neue Funktion soll vorerst einmal als Versuch – für etwas, was ich mir als amtierender Zentralsekretär oft gewünscht habe –, eingeführt werden. Sie soll in Zeiten überdurchschnittlicher Belastung die Möglichkeit bieten, gewisse operative Aufgaben an eine Person abzutreten, welche mit den verschiedensten Geschäften bereits vertraut ist.
Auch bei einem unvorhergesehenen kurzen oder langfristigen Ausfall des Zentralsekretärs soll ein Leistungsverlust des Verbandes vermieden werden. Kurz gefasst sollte man in dieser Funktion bereit sein, immer dort anzutreten, wo es eine zusätzliche Unterstützung im Bereich des Zentralpräsidenten oder Zentralsekretärs erfordert.
Deine Tätigkeit als Zentralsekretär war sehr zeitintensiv. Mit der frei gewordenen Zeit ist dir nun sicherlich langweilig?
Nein, dies glaube ich kaum. Ich freue mich nun all dies nachzuholen auf was ich mich bereits kurz vor der Pension im Jahr 2013 gefreut habe: Das heisst, etwas mehr Zeit für die Familie und Freunde, für Reisen, Haus und Garten, Sport und Hobbys sowie für das Bauprojekt der Familie unseres Sohnes zu haben. Letzteres begann bereits vor zehn Jahren, als die Familie unseres Sohnes ein Bauernhaus kaufen und renovieren wollte. Da kein Objekt in geeigneter Form auffindbar war, machten wir uns auf den Weg und bauten mehrheitlich aus Bausubstanzen abgerissener Bauernhäuser ein Neues. Dieses Projekt wird uns noch etliche Jahre beschäftigen, bei dem die ganze Familie inklusive unserer Tochter involviert ist. Eine abwechslungsreiche Aufgabe, die auch immer wieder nach getaner Arbeit das tägliche Resultat bei einem guten Essen und Glas Wein geniessen lässt. Zwei Tage pro Woche ist unser Grosskind Otylia bei uns und fordert Grandpapa zum Geschichten lesen, Basteln, Veloausflüge mit dem Anhänger und Picknick am Murtensee, Fahrten mit dem kleinen Traktor und Gartenarbeit. Zusammen mit meiner Frau Margrit geniessen wir dies sehr.
Die Hauptverantwortung liegt nun bei deinem Nachfolger Etienne Bernard. Was wünscht du deinem Nachfolger?
Viel Kraft und Energie aber auch eine gewisse Hartnäckigkeit bei den verschiedensten Verhandlungen. Ich wünsche ihm weiterhin einen ausgezeichneten Präsidenten mit einem sehr guten Team, wie ich dies all die Jahre erfahren durfte.
Lieber Beat. Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg mit deiner neuen Tätigkeit als Zentralvizepräsident/Zentralsekretär Stellvertretung. ■ (Archivbild: Der damalige Zentralsekretär Beat Grossrieder (links) und der aktuelle Zentralsekretär Etienne Bernard an den Lohnverhandlungen mit Bundesrat Ueli Maurer vom 22. November 2018.) (Bild Personalverband des Bundes PVB)