Firma profitiert von geringeren Ausfallzeiten der Mitarbeitenden
Wenn man langjährige Mitarbeitende fragt, gibt es die Sanität in der Nitrochemie schon seit «Urzeiten». Fakt ist, seit dem Bau der Eidgenössischen Pulverfabrik Wimmis P+F in den Jahren 1917/1919 (Nitrocellulose und Nitrocellulose Treibladungspulver) war die Sanität immer ein Teil des Grundfundamentes der Firma.
Sonja Pelka
Nitrochemie Wimmis AG
Als Bundesbetrieb stand der Werkschutzkommandant, gestellt seitens der Armee, an oberster Stelle. Der Stab war aus Mitarbeitenden der Pulverfabrik zusammengesetzt, die auch Samariterlehrer/Instruktoren des Schweizerischen Samariterbundes waren, sowie weiteren Mitarbeitenden, die als Betriebssanitäter zur Verfügung standen, da sie im Privaten entweder als Samariter oder in der Betriebsschutz-Organisation(BSO) aktiv waren. Die Anzahl der Sanitätsangehörigen betrug zwischen vierzehn und achtzehn Mitarbeitenden.
Sprechstunde für Mitarbeitende
Zu den vielfältigen Aufgaben zählten im Speziellen regelmässige Blutabnahmen (Hämoglobinwerte), Urinabgabe-Kontrollen sowie die Überwachung des allgemeinen Gesundheitszustands der Mitarbeitenden. Dies war ganz besonders wichtig im Zusammenhang mit der Herstellung von Nitroglyzerin, welches eine starke Auswirkung auf das menschliche Herz-Kreislauf-System hat. Es gab fixe Sprechstunden für die Mitarbeitenden, zumal nicht jeder über eine Krankenkasse verfügte. Insofern konnte den Mitarbeitenden bei allgemeinen Erkrankungen geholfen werden, was natürlich ihre Ausfallzeiten reduzierte und auch für die Fabrik ein Gewinn war. Aus diesem Grund gab es von Beginn an eine enge Zusammenarbeit mit dem zuständigen Ortsarzt. Eine Vorgabe oder Reglementierung für Laienhelfer gab es nicht, daher wurde die Grundausbildung und Weiterbildung ausschliesslich über den Samariterbund und dessen Vereine sowie über den Rettungsdienst gewährleistet, da viele Instruktoren gleichzeitig auch Ambulanzsanitäter waren.
Firma profitierte von den Mitarbeitenden
Um es deutlich auf den Punkt zu bringen, das Wissen und die Fähigkeiten erlangten die Sanitäter in ihrem Privatleben – und die Firma und der Bund profitierten davon. Die gesamte Infrastruktur sowie das Sanitätsmaterial wurden von der Schweizer Armee zur Verfügung gestellt. Dies änderte sich mit der Privatisierung 1998 – vom Bundesbetrieb zur Nitrochemie AG mit Sitz in Wimmis. Mit diesem Schritt änderte sich auch von Gesetzes wegen die Verantwortlichkeiten für die Betriebssanität.
Höchste Laienrettungsstufe
In der «Neuzeit» gestalten sich Ausbildung und Aufgaben der Sanitäterinnen und Sanitäter etwas anders. Die Sanität besteht heute aus elf Mitarbeitenden (inklusive Sanitätsleitung) der am Standort Wimmis vertretenen Firmen Nitrochemie Wimmis, Batrec und Hamberger. Wie und in welchem Rahmen grundsätzlich ein Betrieb für den Notfall geschultes Personal benötigt, ist im Arbeitsschutzgesetz geregelt. Die Ausbildung zum Betriebssanitäter ist umfassend und vom Interimsverband für Rettungswesen IVR seit 2016 klar vorgegeben. Es handelt sich um die höchste Laienrettungsstufe in der Nothilfe. Um diese Stufe zu erhalten, muss man im Zweijahresrhythmus vom IVR zertifizierte Wiederholungskurse und jedes Jahr mindestens eine Tagesfortbildung besuchen. Dabei wird immer wieder Wissen vertieft und Neues hinzugefügt, da in diesem Bereich auch immer wieder Veränderungen und neue Erkenntnisse vermittelt werden.
Ernstfall wird geprobt
Zur Aufgabe der Betriebssanitäterinnen und Betriebssanitäter gehört auch, die Betriebsfeuerwehr als Postendienst zu begleiten, wenn diese ihre Übungen abhalten, sowie gemeinsame Übungen. Das Hauptaugenmerk sowie der grösste Teil aller Übungen beziehen sich natürlich auf den Ernstfall, also schwerwiegende Arbeitsunfälle oder Sanitätsnotfälle. Aufgrund der Mitarbeiterzahl und der Tatsache, dass es sich um einen Chemiebetrieb mit teilweiser Schichtarbeit handelt – also Spät-, Nacht- sowie Wochenenddienst – müssen nach «Art.36 ArGV3 Erste Hilfe» auch zu diesen Zeiten immer Ersthelfer vor Ort sein. Dies wird durch die Betriebsnothelfer gewährleistet. Ihre Ausbildung erfolgt mit Unterstützung des Schweizerischen Samariterbundes nach IVR-Richtlinien und Normen. Die Ausbildung sowie die Wiederholungskurse werden auf dem Areal der Nitrochemie Wimmis durch Samariterlehrer und Betriebssanitäter durchgeführt.
Stark verbesserte Sicherheit
Erfreulich ist, dass es seit einigen Jahren kein schwerwiegendes Ereignis mehr gab. Dies dank der besseren Schulung der Mitarbeitenden im Bereich Sicherheit, aber auch dank den verbesserten Produktionsbedingungen – speziell im Zusammenhang mit Arbeitssicherheit und Umweltschutz.
Weitere Aufgaben
Die Ausbildung zur Betriebssanitäterin, zum Betriebssanitäter umfasst auch den Umgang mit Krankheiten des Alltags wie Unwohlsein, Muskelverspannungen, Erkältungen oder auch einfachen Kopfschmerzen. In diesem Zusammenhang gibt es weiterhin eine enge Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Ärzten.
Gesundheitliche Anlaufstelle
Abschliessend kann man sagen, die Sanität der Nitrochemie AG und ihre Mitarbeitenden sind früher und heute nicht nur Notfallsanitäterinnen Notfallsanitärer, sondern verfügen auch über die Ausbildung und das Fachwissen, um bei kleineren, gesundheitlichen Problemen als erst Anlaufstelle zu dienen. Für die Mitarbeitenden bedeutet eine gut ausgebildete und nach gesetzlichen Richtlinien geführte Sanität eine Anlaufstelle, die ihnen helfen kann ihre Arztkosten zu senken. Die Firma profitiert von geringeren Ausfallzeiten der Mitarbeitenden. ■ (Bild Nitrochemie AG)