Die Menschen – Herz und Motor der Militärpolizei
Das Kommando Militärpolizei gründet in der am 12. April 1907 ins Leben gerufenen Heerespolizei. Im Artikel 62 der damaligen Militärorganisation der schweizerischen Eidgenossenschaft wird sie ein erstes Mal erwähnt. Heute, viele Armeereformen später, ist das Kommando Militärpolizei mit 572 Vollzeitstellen eine der grössten Berufsorganisationen der Armee.
Monika Bregy
Assistentin Kommandant Militärpolizei
Zuletzt in aller Munde war die Militärpolizei im Rahmen der Grenzschliessungen aufgrund der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020. Von Ende März bis Ende Mai unterstützten 50 Berufsmilitärpolizisten sowie das Militärpolizeibataillon 3 das Grenzwachkorps bei der Überwachung der Landesgrenzen. Die relativ kurze Vorwarnzeit von lediglich 72 Stunden brachte den Kommandanten der Militärpolizei, Brigadier Hans Schatzmann, nicht aus der Ruhe: «Der Auftrag steht in so einem Moment im Vordergrund», sagt er bestimmt. «Und ich wusste, dass ich mich auf meine Leute verlassen kann», weshalb er keine schlaflosen Nächte hatte. Und doch wollte er sich persönlich davon überzeugen, dass es den Militärpolizisten im Assistenzdienst gut geht: «Ich habe die Leute besucht und traf motivierte und kompetente Mitarbeitende an, die Freude an der geforderten Leistung zeigten.»
Doch wer ist diese Militärpolizei wirklich und wo hat sie ihren Ursprung? Die Wenigsten wissen, dass das heutige Kommando Militärpolizei zurückgeht auf das Jahr 1907 und dass seine Geschichte eine äusserst bewegte ist.
Von der Heerespolizei zum Kommando Militärpolizei
Mit der Armee 95 wurde die damalige Heerespolizei in die Militärpolizei überführt, in die Abteilung Militärische Sicherheit integriert und dieser unterstellt. Auf den 1. Januar 1998 wurde die Abteilung Militärische Sicherheit in «Kommando Militärische Sicherheit» umbenannt und im Rahmen der Armee XXI integrierte man 2004 auch die Mitarbeitenden des ehemaligen Festungswachtkorps in die Organisation. So arbeitete man bis zum 1. Januar 2018. Mit der Weiterentwicklung der Armee (WEA) benannte man die Militärische Sicherheit um in «Kommando Militärpolizei» und reorganisierte den gesamten Verband.
Seit 2016 kommandiert Brigadier Hans Schatzmann die heutige Militärpolizei. «Ich habe damals eine verunsicherte Organisation angetroffen», bestätigt Schatzmann. Eine Organisation, die sich verschiedentlich immer wieder neu erfinden musste und bei seiner Kommandoübernahme wieder kurz vor so einem Schritt stand. «Auch für mich war die Situation besonders und ich war froh um Unterstützung.» Diese habe er sowohl von den Mitarbeitenden als auch vom Bund erhalten.
Der grosse Umzug
Der letzte grosse Umbruch datiert vom 1. Januar 2018: Verbunden mit der Umstrukturierung war auch ein Umzug des Kommandos von Bern nach Sion. Im ehemaligen Ausbildungszentrum der Piloten am Flugplatz Sion hat sich das Kommando Militärpolizei sein neues Hauptquartier eingerichtet. Das stellte die Verantwortlichen insbesondere personell vor eine grosse Herausforderung. «Das Hauptproblem war nicht einmal der Umzug an sich», sagt Schatzmann. Das sei nur das gewesen, was man vordergründig gesehen habe. «Alle rund 500 Mitarbeitenden, die in die neue Organisation gewechselt haben, erhielten neue Arbeitsverträge mit neuem Arbeitsort.» Die Mitarbeitenden seien verständlicherweise verunsichert gewesen. Doch man habe in dieser Beziehung in den vergangenen Jahren starke Verbesserungen erreichen können: «Vergleicht man die Mitarbeiterbefragung von 2017 mit jener von 2020, dann spürt man, die Leute haben ihren Platz gefunden.» Dies sei nicht zuletzt den Chefs zu verdanken, welche ihre Mitarbeitenden stets motiviert und unterstützt haben. «Hier hat sich klar gezeigt, wie wichtig unser Basiskader, also die Posten- und Detachementchefs, für die Militärpolizei ist.»
In Sion sind heute neben dem Stab Kommando Militärpolizei auch die unterstellten Berufsformationen, das Einsatzkommando Militärpolizei, das Einsatzkommando Militärpolizei Sicherheitsdienst und das Kompetenzzentrum Militärpolizei, beheimatet. Ebenfalls in Sion befindet sich die Militärpolizeirekrutenschule 19 (MP RS 19), die im Lehrverband Infanterie angesiedelt ist. Die MP RS 19 arbeitet aber sehr eng mit dem Kommando Militärpolizei, insbesondere dem Kompetenzzentrum Militärpolizei, zusammen. «Diese Zusammenarbeit ist für die Ausbildung unserer Miliz sehr wichtig und wird gepflegt», erklärt Schatzmann.
Die Aufgaben und Organisation
Im Grundsatz sind die Aufgaben der heutigen Militärpolizei deren der damaligen Heerespolizei ähnlich. Doch mit den Jahren und zuletzt mit der WEA wurde das Profil der Militärpolizei geschärft. Als Polizei der Armee erbringt die in erster Linie sicherheits-, verkehrs- und kriminalpolizeiliche Leistungen. Als Sicherheitsdienst der Armee schützt sie kritische Armeeinfrastrukturen und Armeematerial. Zudem unterstützt sie die zivilen Behörden auf vielfältige Weise und engagiert sich in der Friedensförderung im Kosovo.
Der Stab Kommando Militärpolizei in Sion ist verantwortlich dafür, dass die Planung und Führung der Einsätze der Militärpolizei sichergestellt wird. Der Berufsstab wird zusätzlich durch Milizangehörige verstärkt.
Die militärpolizeiliche Versorgung innerhalb der Armee ist das Spezialgebiet des Einsatzkommandos Militärpolizei. Es besteht ausschliesslich aus militärischem Personal mit polizeilicher Grund- und Weiterausbildung. Es erbringt alle polizeilichen Leistungen innerhalb der Armee, sowohl im Inland wie im Ausland.
Das Einsatzkommando Militärpolizei Sicherheitsdienst ist jene Berufsformation, welche sich auf den Schutz kritischer Infrastrukturen der Armee sowie schützende und sichernde Aktionen innerhalb der Armee spezialisiert hat. Das Berufspersonal ist schwergewichtig im sicherheitspolizeilichen Bereich ausgebildet.
Das Kompetenzzentrum Militärpolizei zeichnet unter anderem für die Grund- und Weiterausbildung des Berufspersonals der Militärpolizei verantwortlich und arbeitet in diesem Rahmen unter anderem mit dem Schweizerischen Polizeiinstitut (SPI) zusammen.
Die Miliz
Die Milizformationen der Militärpolizei umfassen vier Militärpolizeibataillone sowie das Einsatzkommando Militärpolizei Fahndung und Schutz mit dem Kripodetachement und dem Schutzdetachement. Dieses Miliz-Einsatzkommando ist auf kriminalpolizeiliche Leistungen sowie Personenschutz spezialisiert. Es besteht zu grossen Teilen aus Angehörigen ziviler Polizeikorps, die in der Armee eingeteilt sind.
Die Militärpolizeibataillone bringen dagegen ein breites sicherheitspolizeiliches Grundverständnis mit, welches sie befähigt, den Berufsteil der Militärpolizei aber auch zivile Behörden gezielt bei ihren Tätigkeiten zu unterstützen. «Sie bringen dank ihrer Bestände bei Bedarf die nötige Manpower mit», sagt Schatzmann und spricht dabei den Aspekt der Miliz an, der ihn besonders beschäftigt: das Personal. «Ohne Menschen keine Armee», zitiert er den ehemaligen Korpskommandanten Dominique Andrey. Dank der Schärfung des Profils der Militärpolizei im Rahmen der WEA habe man keine Probleme, neue Kader zu rekrutieren. Der gute Korpsgeist und die spannende Aufgabenpalette tragen hier wesentlich dazu bei, ist der Brigadier überzeugt.
Es sei die Kombination aus Berufsteil, der aus dem Stand innert kurzer Zeit in den Einsatz gehen kann, Bataillonen mit hoher Bereitschaft, welche innerhalb kurzer Zeit aufgeboten und den weiteren Bataillonen, die bei Bedarf auch noch in den Einsatz beordert werden können, welche die Militärpolizei zu einem wertvollen Instrument der Armee und der schweizerischen Sicherheitslandschaft mache.
All diese Herausforderungen motivieren Brigadier Hans Schatzmann tagtäglich für die Arbeit in seinem Kommando. Und er hat noch einiges vor: «Ich will in erster Linie die Militärpolizei in der aktuellen Organisation stabilisieren, daneben aber ihre künftige Ausrichtung mit Blick auf die längerfristige Ausrichtung der Armee weiterentwickeln. Ich will mit der Militärpolizei polyvalent einsetzbar sein und wesentliche Beiträge für einen erfolgreichen Einsatz der Armee leisten.» Aber er weiss, auch in der Armee geht nichts ohne die Mitarbeiter: «Sie sind das Herz und damit der Motor der Militärpolizei.» ■ (Die Zusammenarbeit zwischen der Militärpolizei und dem Grenzwachtkorps funktionierte während der Corona-Pandemie gut. Bild: Bilder Militärpolizei)