Auf Kurs fürs Klima
RUAG Real Estate ist das Immobilienkompetenzzentrum für die RUAG MRO Holding und bewirtschaftet mit rund 110 Mitarbeitenden ein eigenes Immobilienportfolio in der Schweiz. RUAG Real Estate fördert im Auftrag der RUAG MRO Holding und aus Überzeugung Energieeffizienz, erneuerbare Energien und ökologische Eigenstrom-Produktion. Damit unterstützt das ganze Unternehmen die Energiestrategie 2050 des Bundes, der die Ziele des Übereinkommens von Paris erreichen und die Treibhausgasemissionen massiv reduzieren will. Bis 2050 sollen schweizweit keine Treibhausgase mehr ausgestossen werden, was dem Ziel «Netto-Null-Emissionen» entspricht.
Folgende Ziele hat RUAG mit dem Bundesamt für Energie im Rahmen der Initiative «Vorbild, Energie und Klima» vereinbart:
Steigerung der Energieeffizienz
Gegenüber dem Ausgangsjahr 2020 soll eine Reduktion des Energieverbrauchs pro Quadratmeter Energiebezugsfläche um 6% bis 2026 und um 10% bis 2030 erreicht werden. Dies wird durch bauliche und energetische Massnahmen an den Gebäuden und an der Gebäudeinfrastruktur erreicht. Die Massnahmen werden mittels eines umfassenden Energiemonitorings erhoben und ausgewertet. Dieses Ziel scheint auf den ersten Blick nicht ambitioniert, ist aber unter Berücksichtigung des hohen Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarfs des Immobilienportfolios von RUAG anspruchsvoll in der Umsetzung.
Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien
Bis 2030 soll 100% des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Bereits seit 2021 erfüllt RUAG dieses Ziel, indem 100% des verbrauchten Stroms aus einheimischer Wasserkraft und aus Solaranlagen stammt.
Gegenüber dem Ausgangsjahr 2020 (CO2-Emmission: ~4’000t/a) soll der Anteil des Öl- und Gasverbrauchs um 50% (CO2-Emmission: ~2’000t/a) bis 2026 und um 60% (CO2-Emmission: ~1’600t/a) bis 2030 reduziert werden. Bezogen auf das Immobilienportfolio von RUAG Real Estate wird bis 2030 eine vollständige CO2-Neutralität angestrebt, indem alle Öl- und Gasheizungen auf erneuerbare Energieträger umgestellt werden.
Referenzprojekt Wärmeversorgung Emmen
Auf dem Weg zur CO2-Reduktion ist RUAG Real Estate mit der Fernwärme Luzern eine Energiepartnerschaft eingegangen. Die Fernwärme Luzern ist ein lokaler Energieverbund mit dem Ziel, eine ökologische Wärmeversorgung sicherzustellen. Die Fernwärme wird in der Kehrichtverbrennungsanlage Perlen produziert. Zurzeit wird auf dem RUAG-Areal in Emmen eine Unterstation und Spitzenlastzentrale zum Ausbau des Fernwärmeverbunds Emmen gebaut. Mit dem Anschluss des RUAG-Areals an den Fernwärmeverbund Emmen mit einer jährlichen Heizenergie von 8’200 MWh ab der Heizperiode 2023–24 wird ein wichtiger Meilenstein erreicht, indem die CO2-Emissionen um ~2’000t/a reduziert werden. Zusammen mit weiteren ökologischen Ersatzmassnahmen von Heizungen kann RUAG das Zwischenziel 2026 im Bereich CO2-Emmission vorzeitig erreichen. Auch in Hinblick auf die Verknappung der Energieressourcen infolge starker Nachfrage und Konflikten in Europa ist die heimische ökologische Produktion von Wärmeenergie ein wichtiger Schritt in die Zukunft.
Ökologische Stromproduktion
Als Unterstützung des Bundes beim Ausstieg aus der Atomenergie wird zunehmend auf ökologische Eigenproduktion des Stroms gesetzt. Bis 2026 soll RUAG ~1’600 MWh/a Solarstrom aus eigenen Photovoltaikanlagen produzieren. Bis 2030 soll die Solarstrom-Eigenproduktion auf 3’000 MWh/a gesteigert werden. RUAG Real Estate hat ihr Immobilienportfolio systematisch auf Potenziale für Photovoltaikanlagen geprüft, Planungen angestossen und erste Projekte befinden sich in der Umsetzung.
Interview mit Matthias Hauswirth
swissPersona Zentralvizepräsident Franz Gobeli sprach mit Matthias Hauswirth, Leiter RUAG Real Estate AG. (Die Fragen wurden im Kontext RUAG beantwortet).
Franz Gobeli: Herr Hauswirth wer sind Sie?
Matthias Hauswirth: Ich bin ein unternehmerischer, positiv denkender und zupackender Architekt, der das Privileg hat, zusammen mit Menschen die Zukunft gestalten zu dürfen. Mich interessieren die Menschen, woher sie kommen, wohin sie gehen wollen, was sie bewegen.
In meiner Funktion als Chief Real Estate Officer führe ich die RUAG Real Estate AG, das Immobilienkompetenzzentrum von RUAG und arbeite mit rund 110 motivierten Mitarbeitenden zusammen.
Haben Sie ein Motto?
Ich habe nicht ein generelles Motto, sondern mehrere, die ich situativ einsetze. Mein Favorit für schöne Zitate ist der französische Pilot und Schriftsteller Antoine de St. Exupéry (1900–1944). Hier eines über das Leben: «Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.»
Hilft Ihnen dieses Motto auch im Beruf? Inwiefern?
Unsere Mitarbeitenden suchen die Inspiration, die Sinnhaftigkeit und die goldene Zukunft in ihrer beruflichen Tätigkeit. Als Führungskraft bin ich heute gefordert, nebst Zahlen, Daten und Prozessen eben diese Sehnsucht und Leidenschaft als Voraussetzung für überdurchschnittliche Leistungen, Solidarität und Loyalität im Unternehmen zu fördern. Gerade die Mitarbeitenden von RUAG leisten einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit der Schweiz, was ein gutes Beispiel für die Sinnhaftigkeit des beruflichen Tuns darstellt.
Was gefällt Ihnen an Ihrer täglichen Arbeit?
Als Architekt habe ich eine Leidenschaft für Immobilien, insbesondere in der Entwicklung von Arealen und Projekten. Mir gefällt die grosse Vielfalt von RUAG Real Estate, die Leistungen entlang des ganzen Lebenszyklus der Immobilie erbringt. Mir ist wichtig, immer Teil der Lösung zu sein, ich bringe die Menschen an einen Tisch, moderiere die Diskussion und gestalte den Prozess, um die beste Lösung für uns und unsere Kunden zu entwickeln. Gerade im aktuellen Transformationsprozess von RUAG mit kulturellen, digitalen und innovativen Schwerpunkten gehe ich gerne voran und bringe meine Mitarbeitenden in die Aktion.
Was würden Sie als Ihren grössten beruflichen Erfolg bezeichnen?
Architektur ist nicht alleine Konstruktion: Sie beinhaltet die Suche nach kreativen Lösungen im Spannungsfeld von Konstruktion, Befriedigung von Wohn- und Arbeitsbedürfnissen, ästhetischer Zielsetzungen, Kosten und der Erhaltung einer lebenswerten bebauten Umwelt. Meine beruflichen Erfolge sind Referenzprojekte, die unter meiner Führung realisiert wurden. In der Vergangenheit mehrheitlich Wohnbauten, seit meinem Engagement bei RUAG Real Estate nun auch Städtebau und Industriebauten. «Meine» beruflichen Erfolge sind immer «unsere» Erfolge, weil ich nur mit meinen Mitarbeitenden im Team erfolgreich sein kann.
Im Bereich der nachhaltigen Entwicklung von RUAG haben wir mit dem Anschluss an den Fernwärmeverbund Emmen, die daraus resultierende Energiesicherheit und die massive CO2-Reduktion einen wichtigen Erfolg verbuchen können.
Wie haben Sie den Einstieg bei RUAG erlebt (Eintritt per April 2020)?
RUAG Real Estate war in der Vergangenheit sehr selbstständig. Mit der Entflechtung von RUAG hat sich auch der strategische Auftrag von RUAG Real Estate geändert. Als Tochtergesellschaft und als strategische Geschäftseinheit der RUAG MRO Holding erbringt sie einen wesentlichen Beitrag zur Wertschöpfung der Gruppe und ist in den finanziellen Führungskreis integriert. Der Transformationsprozess in der Entflechtung war in den Jahren 2021–22 sehr anspruchsvoll. Nebst der Abwicklung vieler technischer Projekte (IT, Telefonie, Netzwerke, Sicherheit) haben wir viel in eine transparente Kommunikation, in die Unternehmenskultur und in die Verbesserung der internen Zusammenarbeit investiert. Meinen Mitarbeitenden gebührt dafür ein grosser Dank. Sie haben in der Entflechtungsphase trotz hoher Belastung gute Leistungen erbracht und den kulturellen Wandel mitgestaltet.
Wie beurteilen Sie die innere Sicherheit der Schweiz?
Unverändert hat die Schweiz einen sehr hohen Standard in der inneren Sicherheit. Im Zuge des Ukraine-Konflikts, der damit ausgelösten Verknappung von Ressourcen (Energie und Nahrung) und der Desinformationskampagnen der involvierten Parteien hat sich in den letzten Monaten eine gewaltige Dynamik um die Gestaltung der inneren Sicherheit der Schweiz entwickelt. Als Bürger und Milizoffizier nehme ich an dieser Diskussion teil und mache mir Gedanken. Es geht darum, verhältnis- und zweckmässige Lösungen im Sicherheitsverbund Schweiz zu entwickeln, um unseren Sicherheitsstandard zu halten und die Souveränität zu sichern. Als Führungskraft von RUAG muss ich mich mit verschiedenen geschäftlichen Szenarien auseinandersetzen, um Antworten auf Fragen zur Energieversorgung, zur physischen Sicherheit von Infrastrukturen, zur robusten Leistungserbringung und zum Immobilienmarkt beantworten zu können, um den erfolgreichen Geschäftsgang der RUAG Real Estate weiterhin zu gewährleisten.
Wo liegen die grössten Herausforderungen in den nächsten 12 Monaten?
Wir werden uns bei RUAG Real Estate auf die Erreichung der operativen Ziele fokussieren. Dies sind unter anderem die Finalisierung der Teilstrategie Immobilien, die termingerechte und qualitativ einwandfreie Fertigstellung von Bauprojekten, die Erfüllung des Instandsetzungsbudgets zur Modernisierung der Immobilienportfolios, die Sicherung unserer Mieterträge, die Weiterentwicklung von Betriebsprojekten von RUAG sowie wie die Bewältigung der Inflation. Mit gezielten Weiterbildungen im Bereich Workplace, Applikationen und kollaboratives Datenmanagement werden wir die digitale Kompetenz unserer Mitarbeitenden fördern, um sie fit für die Zukunft zu machen.
Welche Standorte sehen Sie für die RUAG als strategisch wichtige Standorte an?
Die Frage der Stationierung haben wir für die Teilstrategie Immobilien intensiv diskutiert. Wir kennen die Antwort aus einer immobilienökonomischen Perspektive. Um diese Frage aber abschliessend beantworten zu können, müssen weitere Bereiche wie die zukünftige Ausrichtung des MRO-Geschäfts, die Unternehmensentwicklung, die Regionalpolitik und die Bedürfnisse der Schweizer Armee analysiert und bewertet werden. Diese Planungen sind teilweise angestossen. Die Antwort der Stationierung wird die RUAG MRO Holding der Zukunft skizzieren.
Herr Hauswirth, vielen Dank für das Interview. ■ (Bild: Matthias Hauswirth, Leiter RUAG Real Estate AG)