39 Jahre unermüdliche Vorstandsarbeit
Die Zahlen sind beeindruckend: Vor 43 Jahren ist Roland Tribolet dem Verband der Instruktoren (VdI) beigetreten, seit 39 Jahren engagiert er sich im Vorstand des VdI, seit 29 Jahren wirkt er im Zentralvorstand von swissPersona. Roland Tribolet ist «kein Mann der leisen Töne» – und dies im positiven Sinne. Er setzt sich mit stets vollem Einsatz für das Wohlergehen des Verbandes und der Mitglieder ein. In einem Interview gibt er Einblick in sein langjähriges und engagiertes Wirken.
Interview Beat Wenzinger
Redaktor swissPersona
Redaktion: Hast du ein Motto für deine Verbandsarbeit?
Roland Tribolet: Ich habe zwei Mottos an denen ich mich orientiere – im Privatleben wie in der Verbandsstätigkeit. Das erste: «Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen». Das zweite: «Steter Tropfen höhlt den Stein». Ich werde auch immer wieder gefragt, warum ich mich so für die Mitglieder einsetze? In welcher Partei ich sei? Dann antworte ich: «In der Spiegel-Partei, damit ich jeden Abend mit bestem Wissen und Gewissen in den Spiegel schauen kann».
Wie und wann hast du erstmals von swissPersona gehört?
Als ich ein junger Instruktor war, haben wir viel mit älteren Kameraden diskutiert, was seitens Arbeitgeber besser laufen könnte. So fiel immer wieder der Name «Schweizerischer Militärpersonalverband (SMPV), wie swissPersona damals hiess.
Erinnerst du dich noch an den Hauptgrund, weshalb du dem Verband als Mitglied beigetreten bist?
Als die Diskussionen um die Abschaffung des Status als Instruktor begannen und seine Abschaffung drohte, da habe ich mir so meine Überlegungen gemacht. Ich habe mich gefragt: «Wer vertritt eigentlich die Interessen von 1800 Instruktoren gegenüber den 34‘000 Bundesangestellten beim Arbeitgeber?». So bin ich auf den Verband gestossen.
Im Jahre 1977 bin ich in den Verband der Instruktoren (VdI) eingetreten und Mitglied des Schweizerischen Militärpersonalverbands (SMPV), die heutige swissPersona, geworden. 1981 wurde ich als Mitglied in den VdI-Vorstand mittels einer Kampfwahl gewählt. Und seit 1991 bin ich Mitglied der Geschäftsleitung und Zentralvorstand von swissPersona.
Was hat dich motiviert im Zentralvorstand mitzuwirken?
Als ich mich damals interessierte, wie sich der Zentralvorstand zusammensetzt, musst ich feststellen, dass es Männer im vorgeschrittenen Alter sind, die über unsere Zukunft entscheiden, was sie immer mit viel Engagement gut gemacht haben. Ich sagte mir damals, es müssen auch junge Arbeitnehmer sein, die ihr eigenes Schicksal mitbestimmen. So habe ich mich beworben und bin als Vertreter der Instruktoren in den Zentralvorstand und gleich auch in die Geschäftsleitung gewählt worden.
Hat sich die Verbandsarbeit in den vergangenen 39 Jahren verändert?
Die Zeiten haben sich stark verändert. Früher hatten wir viel mehr Zeit bei Vernehmlassungen und Stellungsnahmen. Vier bis sechs Wochen. Wir konnten Arbeitsgruppen bilden, die Problematik eingehend analysieren und dann eine Stellungnahme verfassen. Heute haben die Verbände zehn bis höchstens vierzehn Tage Zeit. Der Zeitdruck hat enorm zugenommen, aber auch die Vielfallt der Geschäfte ist stark angestiegen. Ebenso haben die Verhandlungen aller Art, die nicht immer nach unserm Gusto verlaufen, ebenfalls stark zugenommen.
Eine Miliz-Organisation wie swissPerson ist ständig gefordert, dass diese Arbeiten alle erledigt werden können. Aber mit unbändigem Willen, zu Gunsten unserer Mitglieder, und einem guten Team schaffen wir das.
Auch swissPersona hat sich über die Jahre verändert und die Strukturen laufend angepasst, um näher an der Basis zu sein, den Puls der Mitglieder besser zu spüren und schneller reagieren zu können. So wurden vor einigen Jahren die Regionalvertreter abgeschafft und die Sektionspräsidenten direkt in den Zentralvorstand erhoben.
Welchen Erfolg von swissPersona würdest du seit deinem Mitwirken im Zentralvorstand als den Wichtigsten werten?
Als es um die Pensionskasse der RUAG ging. Der Arbeitgeber RUAG wollte keine eigene Pensionskasse für seine Mitarbeitenden. Damals hatten wir Gutachten erstellen lassen, die aufgezeigt haben, dass es sich für die RUAG lohnt, eine eigene Vorsorge einzurichten. Wir haben gekämpft und konnten den Arbeitgeber überzeugen. Heute sind die Erfolge bescheidener geworden: Zum Beispiel den Erhalt einer Ortszulage kann heute schon als Erfolg bezeichnet werden.
Nicht immer erreicht der Verband die gesteckten Ziele und muss auch mal eine Niederlage einstecken. Was motiviert dich in diesen Momenten weiter zu machen?
Ich kann Niederlagen ertragen, wenn sie anhand von Fakten begründet sind. Wenn man vom Arbeitgeber immer wieder hört, dass die grösste Ressource die Mitarbeitenden seien, aber gleichzeitig werden auf deren Schulter immer wieder Sparübungen durchgeführt, die nicht zwingend nötig sind, dann beflügelt es mich erst recht für die Leute, die man mag zu kämpfen und zu schauen, dass sie zu ihrem Recht kommen.
Welcher Teil der Arbeit im Verband bereitet dir besondere Freude?
Wenn man mit den Leuten direkt auf ein Ziel hinarbeiten kann. Beim Austausch von Argumenten und Gegenargumenten gute Lösungen zu finden, empfinde ich als sehr befriedigend.
Welche Verbandsarbeit fällt dir schwer?
Wenn Leute nicht die Wahrheit sagen, um ein Geschäft zu blockieren. Jüngst geschehen bei der Pensionierung der Instruktoren mit 65 Jahren. Diese Übung kostet den Arbeitgeber viel mehr und bringt grosse Unruhe mit sich.
Welches sind aktuell die grössten Herausforderungen, die der Verband zu meistern hat?
Dass all die sozialen Errungenschaften, die einmal hart erkämpf worden sind, zumindest erhalten werden können: Pensionskassen, flexible Arbeitszeit-Modelle, Ferien, Löhne, um nur die wichtigsten zu erwähnen.
Was bereitet dir am meisten Sorgen?
Die Entwicklung der Pensionskassen. Dass die Renten immer kleiner werden und der Umwandlungssatz immer weiter sinkt. Ich wünsche mir, dass alle Mitarbeitenden, die ein Leben lang hart gearbeitet haben, einen Lebensabend verbringen können, bei welchem sie in Würde alt werden dürfen.
Der jungen Generation wird ja immer unterstellt, sie engagiere sich zu wenig – zum Beispiel in den Vorständen von Verbänden und Vereinen. Warum soll ein junges swissPersona-Mitglied über die Mitgliedschaft hinaus sich in einem Vorstand (Sektion) mitwirken?
Weil es darum geht, das eigene Schicksal und die Zukunft mitzugestalten. Für eine Generation, wo es sich lohnt sich einzusetzen. Weil die Herausforderungen in der Zukunft nicht kleiner werden, man denke an die Digitalisierung, die Schnelllebigkeit und die Rationalisierung. Es lohnt sich, sich für die Zukunft zu engagieren. Verbandsarbeit ist zudem sehr lehrreich für alle Lebenslagen.
Dein Wunsch an die Mitglieder?
Dass sie swissPersona treu bleiben, sich wenn immer möglich engagieren. Aber auch Geduld zeigen, wenn einmal ein Ziel nicht ganz erreicht werden konnte.
Dein Wunsch an den Zentralvorstand?
Mit gleichem Elan auch in Zukunft weiterarbeiten. Wir sind ein kleiner aber feiner Verband, der sich überall Gehör verschaffen kann – und auch angehört wird. Wir sind nicht der Verband der grossen Worte, sondern der Argumente.
Dein Wunsch an die Betriebe (Arbeitgeber)?
Dass sie ihre Arbeitnehmenden wirklich als die wichtigste Ressource wahrnehmen und unnötige Sparübungen zu Ungunsten der Arbeitnehmenden sein lassen. Wenn reformiert werden muss (neues Berufsbild der Berufsoffiziere/Berufsunteroffiziere) man Mut zeigt, und eine Lösung zu Gunsten der Sache findet und nicht nur Kosmetik anbringt, die nichts taugt. Wichtig ist, dass die Reformen nur dort durchgeführt werden, wo sie wirklich etwas bringen für die Arbeitgeber und die Arbeitnehmenden. Denn, ein Unternehmen ist immer so erfolgreich wie seine Mitarbeitenden dahinterstehen.
Ein weiterer Wunsch ist, dass während eines Spieles nicht immer die Regeln geändert werden (neue Gesetze/Verordnungen). Dies verursacht jedes Mal einen Vertrauensverlust bei den Arbeitnehmenden gegenüber dem Arbeitgeber und das ist Gift für das Arbeitsklima.
Dein Wunsch an die Politik?
Dass die Armee und ihre Institutionen als wichtigster Garant für die Sicherheit dieses Landes auch so wahrgenommen werden und nicht immer zum Spielball der Politik wird. Es lohnt sich zu dieser tollen Miliz-Armee und deren Ausbilder zu stehen.
Die Verbandsarbeit ist oft «Knochenarbeit». Wie erholst du dich in deiner Freizeit?
Zuhause bei meinen Lieben und draussen in der Natur. Ich verweile mich gerne im Gemüsegarten und reise gerne, treibe gerne Wassersport, liebe das Motorrad- und Skifahren, spiele gerne Theater, vergnüge mich mit lesen, Pilze sammeln, «Samichläusle», «Päckle» – alles zu seiner Zeit.
In diesem Jahr feiert swissPersona den 100. Geburtstag. Was wünscht du dem Verband zum Jubiläum und für die nächsten Jahre?
Auf dem eingeschlagenen Weg weitermachen und nochmals hundert Jahre eigenständig bleiben. Zudem wünsche ich mir, dass swissPersona hartnäckig, bestimmt und mit Überzeugung sich für seine Mitglieder einsetzt. ■ (Bild Beat Wenzinger)